Vom 21. – 28. September 2019
Man möchte beinahe sagen: „Ein Häuflein Unentwegter machte sich auf zu einem Segeltörn“. Ja, es ist schon so. Die aktiven Segler in unserem Segelverein werden weniger. Aber trotzdem, oder gerade deswegen, waren wir wieder im Mittelmeer unterwegs. Dieses Mal im Revier Golf von Neapel und Amalfi-Küste. Wir, das waren 14 Personen, Mitglieder und Freunde der KHSO, verteilt auf 2 Segelyachten.
Am Samstag, 21. September in aller Herrgottsfrühe 5 Uhr am Treffpunkt Europahalle. Der bestellte Flughafentransfer ist pünktlich zur Stelle. Ab geht es nach Frankfurt/Hahn und mit Ryanair nach Neapel, das wir um 11.20 Uhr erreichen. Ein Bus der Charterfirma bringt uns zur Marina, wo wir schon von Volker und Martina erwartet werden, die bereits einen Tag früher angereist waren.
Nachdem die Anmeldung beim Vercharterer erledigt ist, nehmen wir erst einmal unsere Segelyachten in Beschlag. Jeder sucht sich seine Koje und bringt erst einmal seine Segeltasche in die Kabine. Wie immer herrscht erst einmal das totale Chaos. Dann geht ein Teil der Crew einkaufen, andere checken die Yacht, die Segel, Fender, Schwimmwesten, Lifelines. Auch Geschirr, Gläser und Besteck wird inspiziert. Es fehlt mal wieder ein Kaffeefilter und eine Kaffeekanne. Gläser sind auch zu wenige. Vielleicht bekommen wir es ja im Büro der Charterfirma. Ziemlich bald erscheint auch der Techniker, macht die Einweisung und kontrolliert mit uns alle Teile, Zubehör, Maschine, Ankerspill usw.
Zwischendurch haben unsere Mädchen einige Brote, Wurst und Käse gerichtet und wir stärken uns erst einmal.
Der Nachmittag vergeht mit Einräumen, Aufräumen, Inspizieren der Yacht und so fort. Am Abend wird nicht an Bord gekocht, sondern beide Crews treffen sich zum Abendessen im Marinarestaurant, wo auch noch feuchtfröhlich der Geburtstag von Dieter gefeiert wird. Um Mitternacht gab es noch ein Feuerwerk? Nicht alle haben es noch mitgekriegt. Irgendwann fallen wir nach einem langen Tag todmüde in unsere Kojen.
Sonntag, 1. Segeltag.
Aufstehen, duschen in der Marina, und der Tag kann beginnen
Carsten steht schon am Herd, macht Kaffee und Rührei. Phantastisch.
Um 11 Uhr dann Heckleinen los, Mooring los, und ab geht die Reise. Ziel heute die Insel Capri, ca. 25 sm. Bei leichtem Wind aus Südost geht es teils unter Segeln, teils unter Maschine Richtung Capri. Wir erreichen die Insel gegen 16 Uhr, bekommen aber keinen Liegeplatz, da alles belegt ist. Kein Problem, suchen wir uns eine Ankerbucht. Leider erweist sich die Cala del Rio als völlig ungeeignet. Nach kurzer Überlegung entscheiden wir uns, auch bei der herrschenden Windrichtung, zurück ans Festland in die Gegend von Sorrent zu fahren. Als ersten Hafen laufen wir die Marina della Lobra an. Marina ist leicht übertrieben. Es ist ein kleiner Fischerhafen, außerdem zu flach für uns. Also weiter nach Norden zur Marina di Puolo. Auch das ein kleiner Fischerhafen, aber in der davor liegenden Bucht ein einigermaßen geschützter Ankerplatz. Aus 25 sm wurden so im Handumdrehen 40 sm. Leider ist das Wasser sehr bewegt und besonders die Oceanis 38, eine Einrumpfyacht, schaukelt die ganze Nacht gewaltig.
Trotzdem gibt es erst einmal den obligatorischen Anleger mit Sekt. Später dann Spaghetti mit Tomatensoße und als Dessert flambierte Pfirsiche.
Montag, 2. Segeltag.
Harald und Crew verlassen früh den Ankerplatz, um das Frühstück irgendwo bei ruhiger See genussvoller zu verspeisen. Da unser Katamaran recht ruhig im Wasser liegt, wird bei uns erst einmal Frühstück gemacht.
Das Ziel heute ist die Insel Ischia. Sicherheitshalber rufen wir an und reservieren für den Abend 2 Liegeplätze im Porto d’Ischia. Auslaufen aus der Marina di Puolo gegen 10 Uhr, segeln wir bei teilweise schönem Wind aus NW und sind schon um 14 Uhr in Ischia. Anleger? Natürlich ein Rosé von der Amalfi Küste.
An der Pier ist ein Restaurant neben dem Anderen, und während unseres Spaziergangs können wir so nebenbei die Speisekarten der diversen Lokalitäten studieren und vergleichen. Wir gehen durch den Ort, auch bergauf, einige auch zur Burg. Nach dem ausgiebigen Spaziergang haben wir den richtigen Appetit. Wir genießen ein vorzügliches Essen in dem von uns favorisierten Restaurant. Es ist das Restaurant „Pescaderia“. Die Fischsuppe und das Fischfilet sind excellent, die Preise auch. Aber man gönnt sich ja sonst nichts. Und es ist nur einmal Urlaub.
Dann noch ein kleiner Verdauungsbummel. Wir essen gerade ein Eis aus der Hand, als plötzlich ein Wolkenbruch aus heiterem Himmel auf uns niederprasselt. Schnell retten wir uns in einen Eingang und warten bis sich das Unwetter verzogen hat. Helga und Werner waren schon im Voraus auf die Yacht gegangen und machen in Windeseile die Persenning an der Plicht zu und bringen die Polster in Sicherheit, wobei sie auch pitschnass werden. Danke! Eine halbe Stunde später ist der ganze Spuk vorbei.
Dienstag, 3. Segeltag.
Da unser nächstes Ziel, die Marina auf der Insel Procida, nur ca. 6 sm entfernt ist, umrunden wir zuvor erst einmal die ganze Insel Ischia, wodurch sich immerhin eine Strecke von 21 sm ergibt. Den Liegeplatz in der Marina Procida reservieren wir sicherheitshalber wieder telefonisch. Es wird auf jeden Fall ein herrlicher Segeltag. Als wir die Insel Ischia umrunden, haben wir bei Wind aus NW, dadurch teilweise Kreuzkurse hoch am Wind, später aber auch am Wind und Raumschots. Leider zeigt sich hier, dass unser Kat mit Mini-Selbstwendefock ausgestattet, nur ungern und schlecht hoch an den Wind geht. Aber dem Segelvergnügen tut das keinen Abbruch, und um 17 Uhr liegen wir gut und fest in der Marina di Procida an unserem reservierten Liegeplatz. Heute wird an Bord gekocht. Reis mit Ratatouille-Gemüse, Auberginen, Paprika. Anschließend zum Dessert flambierte Ananas.
Mittwoch, 4. Segeltag.
Heute geht es von der Insel Procida aus wieder an das Festland. Unser Ziel heute: Sorrent. Aber vorher wollen wir in einer Bucht auf Procida noch eine Badepause einlegen. Wir passieren das Ostkap der Insel und ankern in der Cala S. Antonia.
Das Wasser hat immerhin Ende September noch angenehme 24° Temperatur und alle genießen das schöne Wetter unjd das Schwimmen im Meer. Mittagessen an Bord, dann geht es um 1 Uhr Anker auf und nach 4 Stunden laufen wir in der Marina Piccola, dem Hafen von Sorrent ein, wo wir wieder 2 Plätze reserviert haben. Sorrent liegt auf der Steilküste hoch über dem Hafen. Um diese Höhe zu überwinden, gibt es im Berg einen Aufzug, der uns später beim Besuch der Stadt bequem nach oben bringen wird. Natürlich nutzen wir dieses Angebot und erleben hoch oben über der Steilküste einen fantastischen Sonnenuntergang. Abendessen wieder an Bord. Carsten kocht Tortellini mit Schinken Sahne Soße. Als Dessert gibt es von Dieter flambierte Pfirsiche.
Nach einem, wie immer ausgiebigen Frühstück mit Orangensaft, Rührei, Kaffee, Wurst, Marmelade und Brot legen wir um 10:30 Uhr ab. Wir haben guten Segelwind und segeln zunächst hoch am Wind vorbei am Cap Campanella mit dem Leuchtturm Torre Minerva. Anschließend wieder eine mühsame Kreuzerei um das Kap, die uns kaum in Richtung Ziel bringt. Also doch wieder Maschinenunterstützung. Wir fahren nahe der beeindruckenden Steilküste entlang, vorbei an der „Li Galli“ Inselgruppe, schon bekannt aus Homers „Odyssee“
Obwohl Odysseus von den betörend tödlichen Gesängen der Sirenen wusste, wollte er sie dennoch hören. Er verschloss die Ohren seiner Gefährten mit Wachs und ließ sich mit Seilen am Mast festbinden, um nicht dem Gesang der Sirenen zu erliegen. Dies gelang und Odysseus erreichte unbehelligt die Heimat. Die Sirenen aber stürzten sich ins Meer und verwandelten sich in Steine, die Inselgruppe „Li Galli“.
Wir passieren den malerischen Ort wie Positano. Um halb Fünf stehen wir vor der Einfahrt nach Amalfi, wo wir wieder 2 Liegeplätze reserviert haben.
Hier erleben wir beim Einlaufen in die Marina noch ein Novum. Der Hafenkapitän und sein Adlatus kommen uns im Schlauchboot entgegen, und der Hafenmeister macht uns unmissverständlich klar, dass er an Bord kommt und das Ruder übernehmen wird. Nach einer ersten Überraschung ist uns im Hafeninneren alles klar, denn es geht hier so eng zu, dass der Hafenkapitän in Zentimeterarbeit unsere Yacht auf den Liegeplatz dirigiert. Wahrlich ein Meisterstück. Nach dem obligatorischen Anleger gehen wir in ein nahe gelegenes Restaurant. Heut ist Pizzatag. Gehört ja wohl auch zu einem Italienurlaub.
Freitag, 6. und letzter Segeltag.
Heute liegt nur eine kurze Distanz von ca. 15 sm vor uns, denn wir wollen rechtzeig in unserem Starthafen Salerno, Marina d’Arechi zurück sein, da die Rückgabe der Yacht mit Kontrolle heute Nachmittag ansteht. Trotzdem genießen wir noch einmal einen schönen Segeltag entlang der Küste und – als besonderes Highlight begrüßen uns noch einige Delphine - bevor wir in Salerno einlaufen und gegen 16 Uhr zum letzten Mal unsere Yacht an der Pier festmachen.
Nach dem üblichen Procedere der Abnahme durch den Techniker der Basis erhalten wir das OK. Alles in Ordnung, die Kaution bekommen wir zurück.
Letztes Abendessen im Marina-Restaurant.
Am nächsten Morgen geht es mit dem Transferbus nach Neapel und pünktlich mit Ryanair zurück nach Deutschland.
S‘ war wieder ein schöner Törn. Keine Unfälle, keine Schäden, keine Havarie.
Dazu schönes Wetter, auch mal Wind, Badevergnügen und eine großartige Landschaft. Was will man mehr?
Die Skipper
Dieter Kammerer
Harald Siebler